Stephan Neubauer

München - Die Stadtgeschichte

in der frühen Neuzeit 1522 bis 1664

1522

Herzog Wilhelm IV. erläßt das erste bayerische Religionsmandat. Es ist eine Zensur-Verordnung, die die Verbreitung und das Lesen von lutherischem Schrifttum unter Strafe stellt. Damit beginnt in Bayern offiziell die Gegenreformation gegen die Lehre Martin Luthers und anderer Reformer des alten Glaubens.

1558

Gründung der Hofbibliothek (heute Bayerische Staatsbibliothek in der Ludwigstraße). Um diese Zeit beginnt die Schaffung von einer Reihe von Zentralbehörden (Geistlicher Rat 1556/1570, Hofkammer 1572) in München, die heute noch als Staatsministerien,Regierungs- und Verwaltungsgebäude staatlicher Behörden oder Gerichten einen breiten Raum im Stadtbild, z.B. in der Ludwigstraße und am Hofgarten, einnehmen. München ist heute nicht nur Sitz der bayerischen Staatsregierung, sondern auch der Regierung des Regierungsbezirkes Oberbayern.

1559

Erstmals seit dem 13. Jahrhundert wird mit den Jesuiten durch Herzog Albrecht V. wieder ein neuer Orden nach München gerufen. Sie haben unter anderem die Aufgabe durch die Unterweisung von Schülern und durch öffentliche Propagandaveranstaltungen wie monströse Theateraufführungen mit biblischen Themen im Freien aufklärend für den alten, den katholischen Glauben, zu wirken. Bereits ein Jahr später eröffnen sie das erste Münchner Gymnasium (Jesuiten- oder später Wilhelms-Gymnasium).

1560/70

Beginn großer Neubauten für die "Neufeste" an der heutigen Residenzstraße, aus der in den folgenden Jahrhunderten die umfangreiche Anlage der Residenz (mit Hofgarten von 1613) als Wohnung und Regierungszentrale der Herzöge, Kurfürsten und Könige entsteht.

1583/90

Bau von Jesuitenkirche St. Michael und Jesuitenkolleg an der Neuhauser Straße. Diese größte Kirche im Stil der Renaißance nördlich der Alpen mit dem nach St. Peter in Rom größten Tonnengewölbe der Welt leitete auch den neuen Stil des Barock in Süddeutschland ein und wurde beispielhaft für über 100 Nachfolgebauten.

1589

Herzog Wilhelm V. gründet das Hofbräuhaus für das Brauen von braunem Bier (braunes Hofbräuhaus) an der heutigen parkaßenstraße, im Anschluß an das sog. Zerwirkgewölbe. Bis dahin bezog der Herzogshof das Bier von bürgerlichen Bierbrauern in der Stadt oder ließ es von auswärts, unter anderem aus der berühmten Bierstadt Einbeck in Niedersachsen, einführen. Am Platzl, wo das weltberühmte Haus heute noch steht, wurde 1602 das weiße Hofbräuhaus - also für das Brauen von Weißbier - eingerichtet und beide Brauhäuser erst 1808 hier vereinigt. Der Brauereibetrieb wurde 1890 aus der Innenstadt hinausverlegt. Das Hofbräuhaus am Platzl, das seither nur noch Gaststätte ist, erhielt seine heutige Gestalt 1896.

1601

Mit der Berufung der Kapuziner nach München wird eine beispiellose Welle von neuen Klostergründungen durch das Herzogs- und Kurfürstenhaus eingeleitet, die bis 1754 andauert. Alleine 15 neue Klöster, dazu Kirchen, Kapellen und Klostergebäude breiten sich in der Stadt aus. Viele von ihnen wurden bei der Klosteraufhebung (Säkularisation) nach 1803 vernichtet. Trotzdem vermitteln die noch erhaltenen Bauten aus dieser Zeit immer noch den Eindruck einer katholisch-geistlichen Stadt.

1618-1648

Dreißigjähriger Krieg in ganz Deutschland, ein Religionskrieg der katholischen (Kaiserhaus Habsburg und bayerischer Herzog Maximilian) und der protestantischen Partei (Böhmen und sein König Friedrich V., die Dänen und Schweden). Die Auseinandersetzung brachte dem bayerischen Herzog 1623 die Kurfürstenwürde ein und damit das Recht, zusammen mit sechs (später sieben) weiteren Fürsten, den Kaiser wählen zu dürfen. Der Krieg führte zum Ausbau der Festungswerke (Mauer und Graben) um die Stadt, von denen heute nur noch spärliche Reste vorhanden sind, und zur Besetzung der Stadt 1632 durch die (protestantischen) Schweden unter ihrem König Gustav Adolf, deßen "Wirken" auch in anderen deutschen Städten schmerzlich bekannt wurde.

1638

Im Verlauf des Krieges läßt Kurfürst Maximilian mitten auf dem Marktplatz die Mariensäule errichten und löst damit einerseits ein Gelübde von 1632 für die Erhaltung seiner beiden Hauptstädte Landshut und München vor des Feindes endlichem Ruin und Zerstörung ein, gestaltete damit aber auch ein Symbol des durch den Krieg wiedererstarkten Glaubens und veranschaulichte durch die 1641 zu Füßen der Statue angebrachten bronzenen Heldenputti die vier Plagen der Zeit: Hunger (Drache), Krieg (Löwe), Pest (Basilisk) und Ketzerei (Schlange).

1663

Grundsteinlegung zur Kirche St. Kajetan des Ordens der Theatiner und dem anschließenden Klosterkomplex am Ende der heutigen Theatinerstraße. Sie verdankt ihr Entstehen einem Gelöbnis der Kurfürstin Henriette Adelaide (Adelheid) für die Geburt des lange erwarteten Erbprinzen Max Emanuel.

1664

Baubeginn für das Schloß Nymphenburg, das in den folgenden etwa 100 Jahren zu einer imposanten Anlage mit weitläufigem Park ausgebaut wird.