Stephan Neubauer

München - Die Stadtgeschichte

in der frühen Neuzeit 1701 bis 1791

1701

Grundsteinlegung zum neuen Schloß Schleißheim als Sommerresidenz des Kurfürsten in unmittelbarer Nachbarschaft zu dem schon ab 1616 erbauten alten Schloß.

1702

Erstmals wird berichtet, daß die Schäffler (Faßmacher, Böttcher) einen Tanz aufführen, den sog. Schäfflertanz, der immernoch alle sieben Jahre während der Faschingszeit aufgeführt wird. Der Legende nach soll er seine Entstehung einer Pestepidemie verdanken. Tatsächlich dürfte es sich um einen alten Handwerksbrauch ähnlich dem Gautschen beim Freisprechen der Buchdrucker-Gesellen handeln.

1702/1715

Infolge eines Erbfolgekrieges um Spanien, wo das Königshaus vor dem Außterben im Manneßtamme stand, stellte sich der bayerische Kurfürst Max Emanuel gegen österreich und das erbberechtigte Kaiserhaus Habsburg auf die Seite des französischen Königs als ebenfalls Erbberechtigtem. Dies führte zum Krieg mit österreich. In deßen Verlauf 1704 Flucht des Kurfürsten nach Brüßel (Aufenthalt bis 1715) und Besetzung Bayerns und Münchens durch österreich mit eigener Administration. 1705 Bauernaufstände in weiten Teilen Bayerns gegen die österreicher und vor den Toren Münchens blutige Schlacht in den Weihnachtstagen (sog. Sendlinger Mordweihnacht).

1742

Nach dem Tod von Kaiser Karl VI. in Wien entbrannte ein Kampf um die Kaiserkrone mit seiner Tochter Maria Theresia, da der Kaiser keinen männlichen Erben hinterlaßen hatte. Deshalb kam es 1741 zum Krieg Bayerns mit österreich und in deßen Verlauf nach der 1742 erfolgten Wahl des bayerischen Kurfürsten zum Kaiser Karl VII. Albrecht erneut zur Besetzung Münchens durch die österreicher, die bis 1744 währte.

1753

Gründung einer Porzellanmanufaktur, seit ihrer Verlegung 1761 nach Nymphenburg "Nymphenburger Porzellanmanufaktur" genannt.

1777

Tod des Kurfürsten Max III. Joseph, ohne legitimen männlichen Erben. Dadurch erlischt das altbayerische Haus der Wittelsbacher und es erbt nach einem alten Hausvertrag die pfälzische Linie mit dem Kurfürsten Karl Theodor, der mit seinem gesamten Hofstaat von Mannheim nach München übersiedelt.

1789

In den Isarauen vor der Stadt wird mit der Anlage des Englischen Gartens begonnen, eines der frühesten, größten und bedeutendsten englischen Landschaftsgärten in Deutschland und wegen seiner von Anfang an vorgesehenen Zugänglichkeit für die öffentlichkeit auch der erste sozusagen "demokratische" Garten des Kontinents. Er sollte volkserzieherisch der Bewegung und der Erholung von den Geschäften dienen, sowie dem geselligen Umgang und der Annäherung aller Stände.

1791

Mit der Niederlegung der Bastei vor dem Neuhauser oder Karlstor beginnt die Schleifung der Stadtmauern, von denen heute nur noch kümmerliche Reste vorhanden sind sowie ein Teil der Stadttore (Isartor vollständig, Sendlinger Tor und Neuhauser oder Karlstor teilweise). Vor dem Karlstor wird das Rondell angelegt, der Platz erhielt 1797 den Namen Karlsplatz nach dem Kurfürsten Karl Theodor, wird heute aber allgemein "Stachus" genannt, nach einem Gasthofbesitzer "Eustachius Föderl" (Stachius = Stachus), der an der Ecke zur Bayerstraße ein Gasthaus "Stachus", "Stachus-Garten" oder "Stachus-Wirt" besaß. An seiner Stelle steht heute der "Kaufhof".